Kantonales Gesetz zum Bundesgesetz über die Ausländerinnen und Ausländer und zum Asylgesetz --> 111.200
SRSZ 1.2.2010 1 und zum Asylgesetz (Migrationsgesetz) 1 (Vom 21. Mai 2008) 2 Der Kantonsrat des Kantons Schwyz, in Ausführung des Bundesgesetzes über die Ausländerinnen und Ausländer (AuG) vom 16. Dezember 2005 3 und des Asylgesetzes (AsylG) vom 26. Juni
1998, 4 nach Einsicht in Bericht und Vorlage des Regierungsrates, beschliesst: I. Allgemeine Bestimmungen
§ 1 Zweck
Dieses Gesetz regelt die Erfüllung der kantonalen und kommunalen Aufgaben im Ausländer- und Asylwesen, soweit dies II. Zuständigkeiten
§ 2 1. Kanton
a) Regierungsrat
1 Der Regierungsrat übt die Oberaufsicht über den Vollzug der Ausländer- und Asylgesetzgebung im Kanton aus.
2 Er erfüllt die ihm nach der Gesetzgebung zustehenden Aufgaben und regelt im Übrigen Zuständigkeiten und Verfahren des Vollzugs, soweit dieses Gesetz keine Bestimmungen enthält.
3 Er setzt eine Kommission ein, die ihn und die Verwaltung in Integrationsfragen berät.
§ 3 b) Departement
1 Das vom Regierungsrat bezeichnete De partement nimmt für den Regierungsrat die Aufsicht über den Vollzug der Ausländer- und Asylgesetzgebung durch Be- hörden, Amtsstellen und Dritte wahr.
2 Es erfüllt die ihm nach der Gesetzgebung zustehenden Aufgaben und fördert die Zusammenarbeit der Depa rtemente, Amtsstellen, Gemeinwesen untereinan- der und mit Dritten.
3 Es entscheidet über die Erteilung von Au fenthaltsbewilligungen in Härtefällen (Art. 30 Abs. 1 Bst. b und Art. 84 Ab s. 5 AuG; Art. 14 Abs. 2 AsylG).
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§ 4 c) Amt
1 Das zuständige Amt vollzieht die Ausländer- und Asylgesetzgebung und trifft alle notwendigen Massnahmen und Verfügungen, die nicht ausdrücklich einer anderen Behörde oder Amtsstelle zugewiesen sind.
2 Insbesondere erteilt, verweigert oder widerruft es die Bewilligungen gemäss Bundesrecht und ist zudem zuständig für die Anordnung der Ausschaffung sowie von Entfernungs-, Fernhalte- und Zwangsmassnahmen.
3 Es ist als Koordinationsstelle in A sylfragen zuständig für die Verteilung von zugewiesenen Personen an die Gemeinden und für den Verkehr mit dem Bund.
§ 5 d) Ansprechstelle für Integrationsfragen
Der Regierungsrat bezeichnet eine Ansprechstelle für Integrationsfragen, welche die kantonalen Integrationsmassnahmen koordiniert.
§ 6 e) Arbeitsmarktbehörde
1 Die kantonale Arbeitsmarktbehörde erlässt die für eine ausländerrechtliche Bewilligung erforderlichen Vorentscheide (Art. 40 Abs. 2 AuG).
2 Sie erteilt Bewilligungen zur Erwerbst ätigkeit gemäss Asylgesetz (Art. 43, 61 und 75 AsylG).
§ 7 f) Richterliche Behörde
1 Sieht das Bundesrecht die richterlic he Überprüfung einer Zwangsmassnahme oder die Zustimmung zu einer Zwangsmassnahme vor, so urteilt als kantonale richterliche Behörde ein Einzelri chter des Verwaltungsgerichts.
2 Für die Anordnung der Durchsuchung von Wohnungen und Räumen nach einem erstinstanzlichen Entscheid (Art. 70 Abs. 2 AuG) ist der kantonale Unter- suchungsrichter zuständig.
§ 8 2. Gemeinden
Die Gemeinden erfüllen die ihnen nach der Gesetzgebung übertragenen Aufga- ben, insbesondere a) nehmen sie Gesuche für die Regelung des Aufenthalts sowie An- und Ab- meldungen von Ausländerinnen und Ausländern entgegen; b) sorgen sie in Zusammenarbeit mit dem Kanton und geeigneten Stellen für die Integration der ausländischen Bevölkerung; c) gewährleisten sie die So zialhilfe an Personen, die gestützt auf das Auslän- der- oder das Asylrecht Wohnsitz in der Gemeinde haben, soweit dafür nicht der Kanton aufkommt.
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§ 9 3. Dritte
Zur Erfüllung ihrer Aufgaben können Kanton und Gemeinden miteinander Ver- einbarungen abschliessen oder diese Aufgaben geeigneten öffentlich-rechtlichen Körperschaften oder Privaten übertragen. III. Begründung und Beendigung des Aufenthalts
§ 10 5 1. An- und Abmeldung
1 Ausländerinnen und Ausländer, die sich mehr als drei Monate in der Schweiz aufhalten wollen, stellen beim Einwohneramt der Gemeinde ein Gesuch zur Regelung ihres Aufenthalts.
2 Ausländerinnen und Ausländer, die in eine andere Gemeinde, einen anderen Kanton oder ins Ausland ziehen, melden sich beim Einwohneramt der Gemeinde ab (Art. 12 – 15 AuG).
3 Die Einwohnerämter der Gemeinden leiten Aufenthaltsgesuche sowie An- und Abmeldungen dem zuständigen kantonalen Amt weiter.
§ 11 2. Unterbringung in einem kantonalen Durchgangszentrum
1 Der Kanton betreibt für Personen, die ihm vom Bund zugewiesen werden, mindestens ein kantonales Durchgangszentrum.
2 Die Kosten für den Betrieb trägt der Kanton.
§ 12 3. Verteilung zugewiesener Personen
a) Verteilschlüssel
1 Nach dem Aufenthalt in einem kantonalen Durchgangszentrum werden die vom Bund zugewiesenen Personen gemäss innerkantonalem Verteilschlüssel einer Gemeinde zugewiesen.
2 Der Regierungsrat legt den innerkantonalen Verteilschlüssel fest und das zu- ständige Amt weist den Gemeinden die jeweiligen Personen zu.
3 Die zugewiesenen Personen begründen in der entsprechenden Gemeinde Wohnsitz.
§ 13 b) Ersatzvornahme
1 Übernimmt eine Gemeinde die ihr zu Frist, verfügt das zuständige Departement die Ersatzvornahme durch den Kanton auf Kosten der pflichtigen Gemeinde.
2 Muss der Kanton zugewiesene Personen einer pflichtigen Gemeinde überneh- men, so wird die Abgeltung des Bunde s einbehalten und von der pflichtigen Gemeinde zusätzlich eine Ersatzabgabe erhoben, die nach Zahl und Aufent- haltsdauer der zugewiesenen Personen progressiv ausgestaltet wird.
3 Der Regierungsrat regelt die Einzelheiten.
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§ 14 4. Ausschluss aus der Sozial hilfe und den Asylstrukturen
Personen, auf deren Asylgesuch nicht eingetreten oder deren Wegweisung ver- fügt wurde, sind von der Sozialhilfe und den Asylstrukturen ausgeschlossen (Art.
82 Abs. 1 – 4 und Art. 83a AsylG). IV. Integration
§ 15 1. Information
1 Die kantonalen Behörden informieren die Bevölkerung über die Migrationspoli- tik und die Situation der ausländi schen Bevölkerung im Kanton.
2 Die Gemeinden informieren Ausländeri nnen und Ausländer über das Leben in der Schweiz, über ihre Rechte und Pflichten und über die verschiedenen Integ- rationsangebote (Art. 56 AuG).
3 Die zuständige kantonale Stelle stel lt den Gemeinden Informationsmittel zur Verfügung.
§ 16 2. Integrationsangebote
a) allgemein
1 Kanton und Gemeinden fördern die Integration der Ausländerinnen und Aus- länder, indem sie Projekte im Sinne von Art. 53 AuG mit Beiträgen unterstützen oder sie selber realisieren.
2 Der Regierungsrat ist zuständig für den Abschluss von Programmvereinbarun- gen mit dem Bund.
§ 17 b) für besondere Gruppen
1 Der Kanton organisiert Bildungs- und Beschäftigungsprogramme für Asylsu- chende.
2 Die zuständige Stelle bietet in Absp rache mit der kantonalen Arbeitsmarktbe- hörde für vorläufig Aufgenommene und Flüchtlinge Programme zur Förderung ihrer beruflichen Integration an.
3 Der Kanton finanziert diese Programme.
§ 18 3. Berücksichtigung der Integration bei Entscheiden
1 Das zuständige Amt berücksichtigt bei seinen Entscheiden den Grad der Integ- ration (Art. 54 AuG).
2 Es kann mit Einzelpersonen Integrationsvereinbarungen abschliessen. V. Sozialhilfe
§ 19 1. Grundsatz
1 Für die Sozialhilfe für Personen, die sich gestützt auf das Ausländer- oder Asylrecht in der Schweiz aufhalten, ist die jeweilige Wohnsitzgemeinde zustän- dig.
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2 Die persönliche und wirtschaftliche Hilfe richtet sich nach der kantonalen Gesetzgebung über die Sozialhilfe. 6
§ 20 2. Ausnahmen
a) Aufenthalt im kantonalen Durchgangszentrum
1 Während des Aufenthalts in einem kantonalen Durchgangszentrum bis zur Zuweisung in eine Gemeinde ist der Ka nton für die Sozialhilfe zuständig.
2 Der Regierungsrat regelt Anspruch und Umfang der persönlichen und wirt- schaftlichen Hilfe.
§ 21 b) Asylsuchende und vorläufig Aufgenommene in den Gemeinden
1 Sobald Asylsuchende und vorläufig Aufgenommene einer Gemeinde zugewie- sen werden, ist die Wohnsitzgemeinde für die Sozialhilfe zuständig.
2 Der Regierungsrat erlässt über Art und U mfang der Sozialhilfe an Asylsuchende und vorläufig Aufgenommene besondere Vorschriften, die von der kantonalen Gesetzgebung über die Sozialhilfe abweichen können.
§ 22 c) Asylsuchende mit Nichteintretens- oder Wegweisungsentscheid
1 Der Kanton ist zuständig für die Nothilfe an Personen, die von der Sozialhilfe und den Asylstrukturen ausgeschlossen sind.
2 Das zuständige Amt richtet das dafür nötige Angebot ein.
§ 23 3. Finanzierung
1 Der Kanton trägt die Kosten, die im Zusammenhang mit der Erstunterbringung von bedürftigen Personen in einem Durc hgangszentrum sowie für die Nothilfe entstehen.
2 Die Gemeinden finanzieren die Betreu ung, Unterstützung und Unterbringung der in der Gemeinde woh nhaften bedürftigen Personen, die sich gestützt auf das Ausländer- oder Asylrecht in der Schweiz aufhalten.
§ 24 4. Beiträge an die Gemeinden
1 Die Gemeinden erhalten pauschale Be iträge an die Sozialhilfekosten für die ihnen zugewiesenen Personen.
2 Pauschalen werden nur für diejenigen Personen ausbezahlt, die auch der Bund bei der Berechnung der Globalpauschalen berücksichtigt.
3 Der Regierungsrat legt die Voraussetz ungen und die Berechnungsgrundlage für die Pauschalen fest.
6 VI. Verfahren und Rechtsschutz
§ 25 1. Verfahren
1 Das Verfahren für den Erlass von Verfügungen und Entscheiden richtet sich unter Vorbehalt des Bundesrechts nach der Verordnung über die Verwaltungs- rechtspflege.
2 Der Regierungsrat kann weitere Verfahrensvorschriften erlassen, die insbeson- dere die Verfahrensabläufe und Verfahrensgarantien sowie die Haftbedingungen bei Zwangsmassnahmen regeln.
§ 26 2. Richterliche Überprüfung
1 Ein Einzelrichter des Verwaltungsgeric hts beurteilt die Anordnung und Verlän- gerung von Zwangsmassnahmen gemäss Bundesrecht.
2 Sieht das Bundesrecht für eine Beschwerde oder ein Gesuch keine Frist vor, sind Eingaben innert 20 Tagen mit Antrag und Begründung einzureichen.
3 Verfügungen und Entscheide des Einzelrichters über Zwangsmassnahmen sind kostenlos.
§ 27 3. Beschwerdeverfahren
Verfügungen und Entscheide kantonaler Ämter und des Departementes können gemäss Verordnung über die Verwaltung schwerde beim Regierungsrat angefochten werden, sofern nicht ausdrücklich eine richterliche Behörde zuständig ist.
§ 28 4. Gebühren
1 Für Verfügungen und Amtshandlungen erhebt der Kanton Gebühren.
2 Der Regierungsrat legt die Höhe der Gebühren unter Berücksichtigung der Höchstgrenzen gemäss Bundesrecht fest.
3 Er bestimmt den Anteil, der den Gemeinden zufällt.
§ 29 5. Datenschutz
1 Unter Vorbehalt des Bundesrechts gel ten die kantonalen Datenschutzbestim- mungen.
2 Insbesondere sind das zuständige Amt und die Beschwerdeinstanzen in Erfül- lung ihrer Aufgaben ermächtigt, bei den zuständigen eidgenössischen, kantona- len und kommunalen Stellen Auskünfte einzuholen über: a) Vorstrafen und hängige Strafverfahren, b) den früheren und aktuellen Bezug von wirtschaftlicher Hilfe, c) Betreibungen und Zahlungsausstände, d) die Steuerveranlagung und Steuerausstände.
3 Die angefragten Stellen sind ermächtigt und verpflichtet, dem zuständigen Amt die Auskünfte zu erteilen.
SRSZ 1.2.2010 7 VII. Schlussbestimmungen
§ 30 Abänderungen dieses Gesetzes
Der Kantonsrat ist ermächtigt, dieses Gesetz unter Vorbehalt des fakultati- ven Referendums den jeweiligen Änderungen des Bundesrechts anzupassen.
§ 31 Volksabstimmung, Inkrafttreten
1 Dieses Gesetz wird der Volksabstimmung unterbreitet.
2 Es wird im Amtsblatt veröffentlicht und nach Inkrafttreten in die Gesetzsamm- lung aufgenommen.
3 Es tritt auf den 1. Januar 2009 in Kraft. 7
1 GS 22-8 mit Änderung vom 17. Dezember 2008 (Einwohnermeldewesen, GS 22-54c).
2 Angenommen in der Volksabstimmung vom 28. September 2008 mit 20 412 Ja gegen 9798 Nein (Abl 2008 2035).
3 SR 142.20.
4 SR 142.31.
5 Abs. 1, 2 und 3 in der Fa ssung vom 17. Dezember 2008.
6 Gesetz über die Sozialhilfe vom 18. Mai 1983, SRSZ 380.100; Vollziehungsverordnung zum Gesetz über die Sozialhilfe vom 30. Oktober 1984, SRSZ 380.111.
7 Abl 2008 1096. Inkrafttreten der Änderung vom 17. Dezember 2008 am 1. Januar 2009 (Abl
2009 307).
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