Ombudsgesetz --> 181.1
Ombudsgesetz (OmbG) vom 25.06.2015 (Fassung in Kraft getreten am 01.01.2017) Der Grosse Rat des Kantons Freiburg gestützt auf Artikel 119 der Verfassung des Kantons Freiburg vom 16. Mai
2004 (KV); nach Einsicht in die Botschaft 2014-DIAF-9 des Staatsrats vom 4. Novem - ber 2014; auf Antrag dieser Behörde, beschliesst:
1 Allgemeine Bestimmungen
Art. 1 Form, Definition und Zweck
1 Als unabhängige Ombudsstelle für Verwaltungsangelegenheiten im Sinne von Artikel 119 KV wirkt eine kantonale Mediatorin oder ein kantonaler Mediator.
2 Die Mediation für Verwaltungsangelegenheiten ist ein Prozess, bei dem eine qualifizierte und unabhängige Person als Gesprächspartnerin zwischen den Bürgerinnen und Bürgern und den kantonalen Verwaltungsbehörden dient, um Konflikten vorzubeugen oder einvernehmliche Lösungen zu fin - den.
3 Sie hat zum Ziel:
a) die Bürgerinnen und Bürger im Verkehr mit den Behörden zu unter - stützen und in Streitfällen als Vermittlerin zu dienen;
b) Konflikten zwischen Behörden und Bürgerinnen und Bürgern vorzu - beugen und darauf hinzuwirken, dass sie einvernehmlich gelöst wer - den;
c) die Behörden zu ermuntern, gute Beziehungen zu den Bürgerinnen und Bürgern zu pflegen;
d) zur Verbesserung der Arbeit der Behörden beizutragen;
e) den Behörden unbegründete Vorwürfe zu ersparen.
Art. 2 Betroffene Behörden
1 Die Tätigkeit der kantonalen Mediatorin oder des kantonalen Mediators betrifft die Beziehungen zwischen Bürgerinnen und Bürgern und Kantons - behörden.
2 Als Kantonsbehörden gelten:
a) die Oberamtspersonen, ausser wenn sie:
1. in ihrer Eigenschaft als Strafjustizbehörde im Sinne von Artikel
3 Abs. 2 Bst. a des Justizgesetzes vom 31. Mai 2010 (JG) han - deln, oder
2. in ihrer Eigenschaft als besondere Verwaltungsjustizbehörde han - deln;
b) die Organe der Kantonsverwaltung;
c) die Organe der öffentlich-rechtlichen Anstalten des Kantons;
d) Privatpersonen und Organe privater Institutionen, soweit sie von den Kantonsbehörden übertragene hoheitliche öffentlich-rechtliche Aufga - ben erfüllen.
3 Nicht in den Tätigkeitsbereich der kantonalen Mediatorin oder des kanto - nalen Mediators fallen Kontakte zwischen Bürgerinnen und Bürgern und:
a) dem Grossen Rat;
b) dem Staatsrat;
c) den Gerichtsbehörden im Sinne von Artikel 3 JG;
d) den Strafverfolgungsbehörden im Sinne von Artikel 63 JG;
e) den anerkannten Kirchen und konfessionellen Gemeinschaften.
Art. 3 Materieller Anwendungsbereich
1 Innerhalb der Grenzen und zu den Bedingungen dieses Gesetzes kann die Tätigkeit der Kantonsbehörden nach Artikel 2 Abs. 2 Gegenstand eines Me - diationsverfahrens in Verwaltungsangelegenheiten sein.
2 Das Gesetz ist nicht auf Streitigkeiten, die das Arbeitsverhältnis zwischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Staates und Kantonsbehörden betref - fen, anwendbar.
3 Die kantonale Mediatorin oder der kantonale Mediator kann nicht in Be - reichen, für die das Gesetz ein spezifisches Mediationsverfahren eingerich - tet hat, oder in Bereichen, die im Verfahrensrecht des Bundes geregelt wer - den, handeln.
2 Kantonale Mediatorin oder kantonaler Mediator
Art. 4 Ernennungsvoraussetzungen
1 Zur kantonalen Mediatorin oder zum kantonalen Mediator kann ernannt werden, wer:
a) in kantonalen Angelegenheiten stimm- und wahlberechtigt ist oder mit ausländischer Staatsangehörigkeit über die Niederlassungsbewilligung verfügt;
b) nicht wegen einer Handlung, die mit dem Amt unvereinbar wäre, ver - urteilt worden ist;
c) zahlungsfähig ist oder gegen den keine definitiven Verlustscheine aus - gestellt worden sind;
d) über eine spezielle, von einem in der Schweiz anerkannten Verband bescheinigte Ausbildung im Bereich der Mediation oder über ausge - wiesene Fähigkeiten in Sachen Mediation verfügt;
e) über sehr gute Kenntnisse der beiden Amtssprachen verfügt.
2 Ausländerinnen und Ausländer müssen ausserdem seit mindestens fünf Jahren im Kanton Wohnsitz haben.
Art. 5 Ernennung
1 Die kantonale Mediatorin oder der kantonale Mediator wird vom Staatsrat auf unbestimmte Zeit ernannt.
Art. 6 Administrative Zuweisung
1 Die kantonale Mediatorin oder der kantonale Mediator ist administrativ der Staatskanzlei zugewiesen.
Art. 7 Unabhängigkeit
1 Die kantonale Mediatorin oder der kantonale Mediator ist bei der Erfül - lung ihrer oder seiner Aufgaben unabhängig und nur dem Recht verpflichtet. Sie oder er ist nicht an Weisungen anderer Behörden gebunden.
Art. 8 Verhinderung
1 Bei dauerhafter Verhinderung der kantonalen Mediatorin oder des kantona - len Mediators bezeichnet der Staatsrat eine Person, die das Amt interimis - tisch ausübt.
2 Bei punktueller Verhinderung wird die kantonale Mediatorin oder der kantonale Mediator von der zuständigen Mediationsbeauftragten oder vom zuständigen Mediationsbeauftragten im Bereich des Zugangs zu Informatio - nen 1 ) vertreten.
Art. 9 Abberufung
1 Die kantonale Mediatorin oder der kantonale Mediator kann vom Staatsrat abberufen werden:
a) wenn die Ernennungsvoraussetzungen nicht mehr erfüllt sind;
b) im Falle von Arbeitsunfähigkeit oder wenn ein anderer Grund, der die Belassung im Amt verunmöglicht, vorliegt.
2 Das Abberufungsverfahren wird vom Staatsrat eröffnet.
3 Der Staatsrat kann die kantonale Mediatorin oder den kantonalen Mediator gemäss den Bestimmungen des Gesetzes über das Staatspersonal, die sinn - gemäss gelten, vorläufig in ihrer oder seiner Tätigkeit suspendieren.
4 Die Bestimmungen der Gesetzgebung über das Staatspersonal über die Entlassung aus wichtigen Gründen bleiben vorbehalten.
Art. 10 Organisation
1 Die kantonale Mediatorin oder der kantonale Mediator bestimmt die Orga - nisation zur Erfüllung ihrer oder seiner Aufgabe selbst.
2 Sie oder er verfügt über ein Globalbudget, dessen Betrag alljährlich bei der Verabschiedung des Staatsvoranschlags festgelegt wird.
3 Sie oder er übt ihre oder seine Tätigkeit in Räumlichkeiten aus, die mit dem Sekretariat der Öffentlichkeits- und Datenschutzkommission gemein - sam genutzt werden. Sie oder er spricht sich mit diesem ab und kann über dessen Personal verfügen.
Art. 11 Zeugnisverweigerung
1 Die kantonale Mediatorin oder der kantonale Mediator darf in einem Ver - waltungsverfahren, einem Zivilverfahren oder einem Strafverfahren zu Fest - stellungen, die sie oder er bei der Ausübung ihrer oder seiner Tätigkeit ge - macht hat, das Zeugnis verweigern, selbst wenn sie oder er vom Amtsge - heimnis entbunden worden ist.
2 Dies gilt ebenso für das Personal des Sekretariats der Öffentlichkeits- und Datenschutzkommission, mit dem die kantonale Mediatorin oder der kanto - nale Mediator beim Ausüben ihrer oder seiner Tätigkeit zusammenarbeitet.
1) Heute: die oder der kantonale Beauftragte für Öffentlichkeit und Transparenz.
Art. 12 Aufgaben
1 Die kantonale Mediatorin oder der kantonale Mediator erfüllt namentlich folgende Aufgaben:
a) Sie oder er informiert ratsuchende Personen über das Vorgehen in Ver - waltungsangelegenheiten.
b) Sie oder er interveniert, um einem Konflikt vorzubeugen oder eine einvernehmliche Lösung zu suchen .
2 Sie oder er erfüllt ihre oder seine Aufgaben innerhalb angemessener Fris - ten.
3 Sie oder er informiert die Öffentlichkeit regelmässig über ihre oder seine Tätigkeit und legt dem Staatsrat zuhanden des Grossen Rates jährlich einen Bericht vor, in dem sie oder er über ihre oder seine Tätigkeit Rechenschaft abgibt. Die Anonymität der Personen, welche die Intervention der kantona - len Mediatorin oder des kantonalen Mediators beantragt haben, wird gewährleistet. Dasselbe gilt, ausser in Ausnahmefällen, auch für die Mitar - beiterinnen und Mitarbeiter der beschuldigten Behörden.
3 Mediationsverfahren
Art. 13 Einleitung – Gesuch
1 Die kantonale Mediatorin oder der kantonale Mediator wird auf Gesuch der betroffenen Person oder der für das Dossier zuständigen Kantonsbehör - de aktiv.
2 Sie oder er kann nicht von sich aus tätig werden.
Art. 14 Einleitung – Zulässigkeit
1 Bevor die betroffene Person ein Gesuch einreicht, muss sie die üblichen Schritte zur einvernehmlichen Beilegung des Streitfalls bei den für das Dos - sier zuständigen Kantonsbehörden unternommen haben.
2 Das Gesuch kann schriftlich oder mündlich formuliert werden. Die Identi - tät des Gesuchstellers und der Gegenstand des Streitfalls sollen angegeben werden.
3 Das Gesuch ist an keine Frist gebunden. In Anwendung von Artikel 42 des Gesetzes vom 23. Mai 1991 über die Verwaltungsrechtspflege (VRG) kann jedoch die für das Dossier zuständige Kantonsbehörde das Verfahren ein - stellen, um eine Mediation zu ermöglichen. Gegebenenfalls kann sie unter Androhung einer Wiederaufnahme des ordentlichen Verfahrens eine Frist festsetzen, innerhalb derer die kantonale Mediatorin oder der kantonale Me - diator angerufen werden muss.
Art. 15 Verhältnis zu den Verwaltungsverfahren
1 Auf Antrag kann die kantonale Mediatorin oder der kantonale Mediator ausserhalb jeglichen Verfahrens, in jedem hängigen Verfahren oder nach Abschluss eines verwaltungsrechtlichen Verfahrens intervenieren.
2 Ihre oder seine Intervention wirkt sich nicht auf die durch das Gesetz oder die Behörde festgesetzten Rechtsmittelfristen aus und ersetzt erforderliche gerichtliche Handlungen zur Wahrung der Parteienrechte oder zur Einhal - tung von Pflichten nicht. Artikel 14 Abs. 3 über das Aussetzen der Fristen durch die für das Dossier zuständige Kantonsbehörde bleibt vorbehalten.
3 Die Kantonsbehörde bleibt in ihrem Entscheid und in der Verfahrensfüh - rung frei.
Art. 16 Ausstand
1 Für den Ausstand der kantonalen Mediatorin oder des kantonalen Media - tors gelten die Artikel 21–25 VRG.
2 Der Staatsrat ist die vorgesetzte Behörde im Sinne dieser Bestimmungen.
Art. 17 Prüfung des Gesuchs
1 Nach Eingang eines Gesuchs entscheidet die kantonale Mediatorin oder der kantonale Mediator, ob und gegebenenfalls wie sie oder er sich mit der Angelegenheit befassen will.
2 Ist sie oder er der Auffassung, dass das Gesuch nicht in den Anwendungs - bereich dieses Gesetzes fällt oder dass die Voraussetzungen für die Zulässig - keit nach Artikel 14 nicht erfüllt sind, so informiert sie oder er die Gesuch - stellerin oder den Gesuchsteller und gibt ihr oder ihm die Möglichkeit, sich zu äussern.
Art. 18 Prüfung der Angelegenheit
1 Beschliesst die kantonale Mediatorin oder der kantonale Mediator, ein Ge - such zu prüfen, so informiert sie oder er die anderen Parteien und gibt ihnen Gelegenheit, sich zu äussern.
2 Sie oder er unternimmt die notwendigen Schritte, um den Sachverhalt fest - zustellen und die Gründe des Gesuchs zu ermitteln.
3 Zur Abklärung des Sachverhalts kann die kantonale Mediatorin oder der kantonale Mediator jederzeit:
a) bei jeder Kantonsbehörde im Sinne von Artikel 2 Abs. 2 dieses Geset - zes schriftliche oder mündliche Auskünfte einholen;
b) Einsicht in die Akten, die im Besitz der Kantonsbehörden im Sinne von Artikel 2 Abs. 2 dieses Gesetzes sind, nehmen und deren Heraus - gabe verlangen;
c) die Angelegenheit mit der betroffenen Person besprechen und gegebe - nenfalls Dritte zu den Besprechungen einladen;
d) einen Augenschein an einer Sache oder Örtlichkeit durchführen;
e) ausnahmsweise Fachpersonen für Geschäfte, zu deren Beurteilung spezifische Kenntnisse erforderlich sind (Gutachten), beiziehen.
4 Die kantonale Mediatorin oder der kantonale Mediator prüft, ob die für das Dossier zuständige Kantonsbehörde rechtmässig und zweckmässig gehan - delt hat.
Art. 19 Amtshilfe
1 Alle Verwaltungsbehörden im Sinne von Artikel 2 VRG müssen bei der Feststellung des Sachverhalts mitwirken.
2 Sie sind gegenüber der kantonalen Mediatorin oder dem kantonalen Me - diator von ihrer Geheimhaltungspflicht entbunden.
Art. 20 Ergebnis
1 Auf der Grundlage ihrer oder seiner Prüfung kann die kantonale Mediato - rin oder der kantonale Mediator:
a) der betroffenen Person die notwendigen Auskünfte geben und die für das Dossier zuständige Kantonsbehörde darüber informieren;
b) eine zwischen den Parteien erzielte Einigung schriftlich festhalten.
2 Falls die kantonale Mediatorin oder der kantonale Mediator das Scheitern oder die Unmöglichkeit, eine Vermittlung zu erreichen, feststellt, schliesst sie oder er das Mediationsverfahren ab und teilt dies den Parteien schriftlich mit.
3 Die kantonale Mediatorin oder der kantonale Mediator kann weder Wei - sungen erteilen noch Verfügungen erlassen. Artikel 24 bleibt vorbehalten.
Art. 21 Empfehlung
1 Nach Abschluss des Mediationsverfahrens kann die kantonale Mediatorin oder der kantonale Mediator zuhanden der für das Dossier zuständigen Kantonsbehörde eine Empfehlung abgeben.
2 Die für das Dossier zuständige Kantonsbehörde bestimmt die aufgrund der Empfehlung angezeigten Massnahmen.
3 Sie informiert unverzüglich die kantonale Mediatorin oder den kantonalen Mediator über die getroffenen Massnahmen.
Art. 22 Kosten des Mediationsverfahrens – Prinzip der Unentgeltlich -
keit
1 Das Mediationsverfahren ist grundsätzlich unentgeltlich.
Art. 23 Kosten des Mediationsverfahrens – Ausnahmen von der Unent -
geltlichkeit
1 Erhebliche Barauslagen können in Rechnung gestellt werden.
2 Zudem kann von der betroffenen Person eine Gebühr verlangt werden, wenn das Gesuch mutwillig, missbräuchlich oder leichtfertig eingereicht worden ist.
Art. 24 Kosten des Mediationsverfahrens – Verfahrenskosten
1 Die Verfahrenskosten werden in einer Verfügung der kantonalen Mediato - rin oder des kantonalen Mediators festgelegt.
Art. 25 Rechtsmittel
1 Die Handlungen der kantonalen Mediatorin oder des kantonalen Mediators können nicht angefochten werden.
2 Ausgenommen sind Entscheide der kantonalen Mediatorin oder des kanto - nalen Mediators über die Verfahrenskosten (Art. 24). Gegen diese Entschei - de kann in Anwendung der Artikel 114 Abs. 1 Bst. b oder 148 VRG Be - schwerde oder Einsprache erhoben werden.
4 Schlussbestimmung
Art. 26
1 Dieses Gesetz untersteht dem Gesetzesreferendum. Es untersteht nicht dem Finanzreferendum.
2 Der Staatsrat legt das Inkrafttreten dieses Gesetzes fest. 2 )
2) Datum des Inkrafttretens: 1. Januar 2017 (StRB 25.08.2015).
Änderungstabelle – Nach Beschlussdatum Beschluss Berührtes Element Änderungstyp Inkrafttreten Quelle (ASF seit 2002)
25.06.2015 Erlass Grunderlass 01.01.2017 2015_066 Änderungstabelle – Nach Artikel Berührtes Element Änderungstyp Beschluss Inkrafttreten Quelle (ASF seit 2002) Erlass Grunderlass 25.06.2015 01.01.2017 2015_066
Feedback