Gesetz über die Verantwortlichkeit der Gemeinwesen, Behördemitglieder und Beamten (154.11)
CH - ZG

Gesetz über die Verantwortlichkeit der Gemeinwesen, Behördemitglieder und Beamten

Gesetz ü ber die Verantwortlichkeit der Gemeinwesen, Beh ö rdemitglieder und Beamten (Verantwortlichkeitsgesetz) Vom 1. Februar 1979 (Stand 1. Januar 2018) Der Kantonsrat des Kantons Zug, gest ü tzt auf § 19 der Kantonsverfassung 1 ) , beschliesst: 1. Geltungsbereich und Begriffe

§ 1 Geltungsbereich

1 Den Bestimmungen dieses Gesetzes unterstehen der Staat und die Gemeinden sowie die Beh ö rdemitglieder, Beamten, Lehrer und Angestell ­ ten, seien sie vollamtlich, nebenamtlich, st ä ndig oder vor ü bergehend im Dienste des Staates t ä tig.
2 In gleicher Weise unterstehen die anderen K ö rperschaften und Anstalten des ö ffentlichen Rechts dem Gesetz.

§ 2 Begriffe

1 Der Ausdruck «Staat» wird in diesem Gesetz als Sammelbegriff f ü r den Kanton, die Gemeinden und die andern K ö rperschaften und Anstalten des ö ffentlichen Rechts verwendet.
2 Der Ausdruck «Beamter» wird in diesem Gesetz als Sammelbegriff f ü r alle in § 1 Abs. 1 genannten nat ü rlichen Personen verwendet. 1) BGS 111.1

§ 3 Vorbehalt anderer gesetzlicher Bestimmungen

1 Soweit die Verantwortlichkeit des Staates und der Beamten durch Bundes ­ recht oder durch andere kantonale Gesetze geregelt ist, findet dieses Gesetz keine Anwendung. 2. Garantien zugunsten der Mitglieder des Kantonsrates und des Regierungsrates

§ 4 Garantien

1 Die Mitglieder des Kantonsrates k ö nnen wegen m ü ndlicher oder schriftli ­ cher Ä usserungen in den Verhandlungen des Kantonsrates und seiner Kom ­ missionen rechtlich nicht zur Verantwortung gezogen werden. Den selben Schutz geniessen die Mitglieder des Regierungsrates f ü r Ä usserungen in Aus ü bung ihres Amtes. Der Kantonsrat kann die Immunit ä t aufheben, wenn sie missbraucht wird. * 3. Die verm ö gensrechtliche Verantwortlichkeit 3.1. Haftung des Staates

§ 5 Haftung aus Rechtsverletzung: allgemein

1 Der Staat haftet f ü r den Schaden, den ein Beamter in Aus ü bung amtlicher Verrichtungen durch Rechtsverletzung jemandem zugef ü gt hat.
2 Wird ein Entscheid im Rechtsmittelverfahren ge ä ndert, haftet der Staat nur, wenn ein Beamter einer Vorinstanz arglistig gehandelt hat.
3 F ü r den Schaden aus falscher Auskunft haftet der Staat nur bei Vorsatz oder grober Fahrl ä ssigkeit des Beamten und unter der Voraussetzung, dass die Auskunft von einem zust ä ndigen Beamten schriftlich erteilt wurde.
4 ... *

§ 6 Ausschluss der direkten Haftung des Beamten

1 Dem Gesch ä digten steht kein Anspruch zu gegen den Beamten, der die Rechtsverletzung begangen hat.

§ 7 Verletzung in den pers

ö nlichen Verh ä ltnissen
1 Anspruch auf Schadenersatz wegen Verletzung in den pers ö nlichen Ver ­ h ä ltnissen besteht nur, wenn den Beamten ein Verschulden trifft.
2 Bei besonderer Schwere der Verletzung und des Verschuldens des Beam ­ ten besteht ü berdies ein Anspruch auf Genugtuung.

§ 8 Herabsetzungsgr

ü nde
1 Hat der Gesch ä digte in die sch ä digende Handlung eingewilligt oder haben Umst ä nde, f ü r die er einstehen muss, auf die Entstehung oder Verschlimme ­ rung des Schadens eingewirkt, so kann der Richter die Ersatzpflicht erm ä s ­ sigen oder g ä nzlich von ihr entbinden.

§ 9 Haftung ohne Rechtsverletzung

1 F ü r Schaden, der jemandem durch gesetzm ä ssige T ä tigkeit eines Beamten entsteht, haftet der Staat nur, wenn dies in einem Gesetz vorgesehen ist.
2 Wenn aber jemandem durch polizeiliche Massnahmen, die insbesondere der Aufrechterhaltung von Ruhe, Ordnung und Sicherheit dienen, Schaden entsteht, kann der Staat nach Billigkeit Ersatz leisten.

§ 10 Haftung mehrerer Gemeinwesen

1 F ü r Schaden, der jemandem durch die T ä tigkeit eines von mehreren Gemeinwesen besoldeten Beamten entstanden ist, haftet jenes Gemeinwe ­ sen, das den Beamten gew ä hlt oder ernannt hat.
2 R ü ckgriffsanspr ü che des einen Gemeinwesens gegen das andere bleiben vorbehalten.

§ 11 Verwirkung

1 Die Haftung des Staates erlischt, wenn der Gesch ä digte sein Begehren auf Schadenersatz oder Genugtuung nicht innert einem Jahr seit Kenntnis des Schadens und des ersatzpflichtigen Gemeinwesens bei der nach § 20 zust ä n ­ digen Beh ö rde einreicht, auf alle F ä lle nach 10 Jahren.
2 Bestreitet die nach § 20 zust ä ndige Beh ö rde den Anspruch und reicht der Gesch ä digte nicht innert sechs Monaten, von der Mitteilung an gerechnet, bei den nach § 18 zust ä ndigen Gerichten Klage ein, so ist der Anspruch ver ­ wirkt.
3.2. Haftung des Beamten gegen ü ber dem Staat

§ 12 Haftung f

ü r direkte Sch ä digung
1 Der Beamte haftet f ü r den Schaden, den er dem Staat durch vors ä tzliche oder grobfahrl ä ssige Verletzung seiner Amtspflichten zuf ü gt.
2 Haben mehrere Beamte den Schaden gemeinsam verschuldet, haften sie anteilm ä ssig nach der Gr ö sse des Verschuldens.

§ 13 R

ü ckgriff
1 Hat der Staat einem Gesch ä digten auf Grund dieses oder eines andern Ge ­ setzes Ersatz leisten m ü ssen, so nimmt er ganz oder teilweise R ü ckgriff auf den Beamten, der den Schaden vors ä tzlich oder grobfahrl ä ssig verschuldet hat.
2 Haben mehrere Beamte den Schaden gemeinsam verschuldet, sind sie an ­ teilm ä ssig nach der Gr ö sse des Verschuldens zu belangen.

§ 14 Benachrichtigung

1 Der Staat hat den Beamten, gegen den ein R ü ckgriff in Frage kommen kann, zu benachrichtigen, sobald ein Gesch ä digter vom Staat aussergericht ­ lich Schadenersatz begehrt oder eine Klage gegen den Staat anh ä ngig ge ­ macht worden ist.

§ 15 Deckung des Schadens

1 Zur Deckung des Schadens dienen in erster Linie Amtskautionen.
2 Anspr ü che auf Besoldung, auf Leistungen aus Versicherungseinrichtungen sowie auf ä hnliche Verg ü tungen k ö nnen mit Schadenersatzforderungen ver ­ rechnet werden, soweit sie nicht der Zwangsvollstreckung entzogen sind.
3 Der Beamte kann auch nach Aufl ö sung des Dienstverh ä ltnisses oder nach einer Nichtwiederwahl belangt werden.

§ 16 * Geltendmachung

1 Schadenersatz­ und R ü ckgriffsanspr ü che gegen Mitglieder des Kantonsra ­ tes, des Regierungsrates und der Gerichte werden auf Beschluss des Kantonsrates geltend gemacht, in den andern F ä llen auf Beschluss der zu ­ st ä ndigen Aufsichtsbeh ö rde.

§ 17 Verwirkung

1 Die Haftung des Beamten gegen ü ber dem Staat erlischt, wenn dieser den Schadenersatzanspruch nicht innert einem Jahr seit Kenntnis des Schadens bzw. den R ü ckgriffsanspruch nicht innert einem Jahr seit der Anerkennung oder der gerichtlichen Feststellung seiner Schadenersatzpflicht beim zust ä n ­ digen Gericht geltend macht, auf alle F ä lle nach 10 Jahren seit der entspre ­ chenden Amtspflichtverletzung. 3.3. Zust ä ndigkeit und Verfahren

§ 18 * Zust

ä ndigkeit
1 Kantonsgericht und Obergericht entscheiden unter Vorbehalt von Abs. 2 ü ber Anspr ü che Gesch ä digter gegen den Staat sowie ü ber Anspr ü che des Staates im Sinne der §§ 12 und 13 gegen Beamte und Richter des Verwal ­ tungsgerichts. 1 ) *
2 Das Verwaltungsgericht entscheidet ü ber Anspr ü che Gesch ä digter gegen den Staat, die aus Amtshandlungen der Staatsanwaltschaft, des Strafge ­ richts, des Kantons­ oder des Obergerichts abgeleitet werden. Es beurteilt unter Vorbehalt von Abs. 1 auch die Anspr ü che des Staates gegen Beamte im Sinne der §§ 12 und 13 sowie R ü ckgriffsanspr ü che im Sinne von § 10. 2 ) *
3 Das Verfahren richtet sich nach der Schweizerischen Zivilprozessordnung (Zivilprozessordnung, ZPO) vom 19. Dezember 2008 3 ) . *

§ 19 Verfahren: Grundsatz

1 Die Gesetzm ä ssigkeit formell rechtskr ä ftiger Entscheide und Urteile darf nicht ü berpr ü ft werden.
2 Bei der Beurteilung von R ü ckgriffsanspr ü chen des Staates ist der Richter an das Urteil ü ber die Anspr ü che des Gesch ä digten an den Staat nicht ge ­ bunden. 1) Delegation an die Sicherheitsdirektion f ü r die Vertretung des Kantons Zug in Zivilverfahren (§ 8 Abs. 1 Ziff. 2 der Delegationsverordnung (DelV) vom 28. November 2017, BGS 153.3 ). 2) Delegation an die Sicherheitsdirektion f ü r die Vertretung des Kantons Zug in Zivilverfahren (§ 8 Abs. 1 Ziff. 2 der Delegationsverordnung (DelV) vom 28. November 2017, BGS 153.3 ). 3) SR 272

§ 20 Vorverfahren bei Sch

ä digung Dritter
1 Anspr ü che Gesch ä digter gegen den Staat sind zun ä chst in einem Vorver ­ fahren geltend zu machen.
2 Begehren auf Schadenersatz und Genugtuung sind schriftlich einzurei ­ chen:
a) bei Anspr ü chen gegen eine Gemeinde beim Gemeinderat;
b) * bei allen andern Anspr ü chen bei der Sicherheitsdirektion.
3 Bestreitet die angegangene Beh ö rde den Anspruch ganz oder teilweise, muss sie den Gesch ä digten auf die Verwirkungsfrist gem ä ss § 11 hinwei ­ sen.

§ 21 * Klage

1 Die Klage kann ohne vorg ä ngiges Schlichtungsverfahren beim Kantonsge ­ richt erhoben werden, wenn der zust ä ndige Gemeinderat oder die Sicher ­ heitsdirektion zum Anspruch innert sechs Monaten seit seiner schriftlichen Geltendmachung nicht oder ablehnend Stellung genommen hat. 1 ) *

§ 22 Fristenstillstand

1 Die Verwirkungsfristen gem ä ss §§ 11 und 17 ruhen, solange ein Strafver ­ fahren oder ein Disziplinarverfahren wegen des selben Sachverhaltes durch ­ gef ü hrt wird. 3.4. Erg ä nzendes Recht

§ 23 Obligationenrecht

1 Soweit dieser Titel keine eigene Regelung trifft, sind die Bestimmungen des Schweizerischen Obligationenrechts 2 ) erg ä nzend anzuwenden. 1) Delegation an die Sicherheitsdirektion f ü r die Vertretung des Kantons Zug in Zivilverfahren (§ 8 Abs. 1 Ziff. 2 der Delegationsverordnung (DelV) vom 28. November 2017, BGS 153.3 ). 2) SR 220
4. Die strafrechtliche Verantwortlichkeit

§ 24 Anwendbares Recht

1 F ü r die Strafverfolgung von Beamten sind die Vorschriften des Straf­ und Strafprozessrechts 1 ) massgebend. 5. Die disziplinarische Verantwortlichkeit * 6. Schluss­ und Ü bergangsbestimmungen

§ 32 Ä

nderung bisherigen Rechts
1 Mit dem Inkrafttreten dieses Gesetzes werden das Gesetz ü ber die Verant ­ wortlichkeit der ö ffentlichen Beh ö rden und Beamten und deren Abberufung vom 29. Dezember 1931 2 ) und alle diesem Gesetz widersprechenden Vor ­ schriften, insbesondere die §§ 87 bis 91 des Dienstreglementes f ü r das Poli ­ zeikorps des Kantons Zug vom 3. M ä rz 1943 3 ) , aufgehoben.

§ 33 Inkrafttreten

1 Dieses Gesetz tritt nach Genehmigung von § 18 Abs. 3 durch die Bundes ­ versammlung auf den vom Regierungsrat zu bestimmenden Zeitpunkt in Kraft. 4 )

§ 34 Keine R

ü ckwirkung
1 Vor dem Inkrafttreten verursachte Sch ä den werden nach bisherigem Recht beurteilt.

§ 35 Volksabstimmung

1 Dieses Gesetz unterliegt dem fakultativen Referendum gem ä ss § 34 der 5 ) . 1) SR 311.0 und SR 312.0 2) GS 13, 3 3) BGS 512.3 4) In Kraft seit 1. Jan. 1981 (RRB betr. Inkraftsetzung der neuen Verantwortlichkeitsgesetzge ­ bung vom 12. Dez. 1980 – GS 21, 563). 5) BGS 111.1
Ä nderungstabelle ­ Nach Beschluss Beschluss Inkrafttreten Element Ä nderung GS Fundstelle 01.02.1979 01.01.1981 Erlass Erstfassung GS 21, 451 28.06.1990 01.01.1999 § 4 Abs. 1 ge ä ndert GS 24, 170 01.09.1994 01.01.1995 Titel 5. aufgehoben GS 24, 535 22.12.1998 01.01.1999 § 20 Abs. 2, b) ge ä ndert GS 26, 191 25.03.1999 30.10.1999 § 5 Abs. 4 aufgehoben GS 26, 467 28.08.2008 01.01.2009 § 16 totalrevidiert GS 29, 933 28.08.2008 01.01.2009 § 18 totalrevidiert GS 29, 933 26.08.2010 01.01.2011 § 18 Abs. 3 ge ä ndert GS 30, 619 26.08.2010 01.01.2011 § 21 totalrevidiert GS 30, 619 28.11.2017 01.01.2018 § 18 Abs. 1 ge ä ndert GS 2017/075 28.11.2017 01.01.2018 § 18 Abs. 2 ge ä ndert GS 2017/075 28.11.2017 01.01.2018 § 21 Abs. 1 ge ä ndert GS 2017/075
Ä nderungstabelle ­ Nach Artikel Element Beschluss Inkrafttreten Ä nderung GS Fundstelle Erlass 01.02.1979 01.01.1981 Erstfassung GS 21, 451

§ 4 Abs. 1 28.06.1990

01.01.1999 ge ä ndert GS 24, 170

§ 5 Abs. 4 25.03.1999

30.10.1999 aufgehoben GS 26, 467

§ 16 28.08.2008

01.01.2009 totalrevidiert GS 29, 933

§ 18 28.08.2008

01.01.2009 totalrevidiert GS 29, 933

§ 18 Abs. 1 28.11.2017

01.01.2018 ge ä ndert GS 2017/075

§ 18 Abs. 2 28.11.2017

01.01.2018 ge ä ndert GS 2017/075

§ 18 Abs. 3 26.08.2010

01.01.2011 ge ä ndert GS 30, 619

§ 20 Abs. 2, b) 22.12.1998

01.01.1999 ge ä ndert GS 26, 191

§ 21 26.08.2010

01.01.2011 totalrevidiert GS 30, 619

§ 21 Abs. 1 28.11.2017

01.01.2018 ge ä ndert GS 2017/075 Titel 5. 01.09.1994 01.01.1995 aufgehoben GS 24, 535
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