Zweites Fakultativprotokoll zum Internationalen Pakt über bürgerliche und politisch... (0.103.22)
CH - Schweizer Bundesrecht

Zweites Fakultativprotokoll zum Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte zur Abschaffung der Todesstrafe

Abgeschlossen in New York am 15. Dezember 1989 Von der Bundesversammlung genehmigt am 17. Dezember 1993¹ Schweizerische Beitrittsurkunde hinterlegt am 16. Juni 1994 In Kraft getreten für die Schweiz am 16. September 1994 (Stand am 29. Januar 2020) ¹ AS 1994 2201
Die Vertragsstaaten dieses Protokolls,
im Vertrauen darauf, dass die Abschaffung der Todesstrafe zur Förderung der Men­schenwürde und zur fortschreitenden Entwicklung der Menschenrechte beiträgt,
unter Hinweis auf Artikel 3 der am 10. Dezember 1948 angenommenen Allgemei­nen Erklärung der Menschenrechte und auf Artikel 6 des am 16. Dezember 1966² angenommenen Internationalen Paktes über bürgerliche und politische Rechte,
in Anbetracht dessen, dass Artikel 6 des Internationalen Paktes über bürgerliche und politische Rechte auf die Abschaffung der Todesstrafe in einer Weise Bezug nimmt, die eindeutig zu verstehen gibt, dass die Abschaffung wünschenswert ist,
überzeugt, dass alle Massnahmen zur Abschaffung der Todesstrafe im Hinblick auf die Wahrung des Rechtes auf Leben einen Fortschritt bedeuten,
in dem Wunsch, hiermit eine internationale Verpflichtung zur Abschaffung der Todesstrafe einzugehen,
haben folgendes vereinbart:
² SR 0.103.2
Art. 1
1.  Niemand, der der Hoheitsgewalt eines Vertragsstaats dieses Fakultativprotokolls untersteht, darf hingerichtet werden.
2.  Jeder Vertragsstaat ergreift alle erforderlichen Massnahmen, um die Todesstrafe in seinem Hoheitsbereich abzuschaffen.
Art. 2
1.  Vorbehalte zu diesem Protokoll sind nicht zulässig, ausgenommen ein im Zeit­punkt der Ratifikation oder des Beitritts angebrachter Vorbehalt, der die Anwendung der Todesstrafe in Kriegszeiten aufgrund einer Verurteilung wegen eines in Kriegs­zeiten begangenen besonders schweren Verbrechens militärischer Art vorsieht.
2.  Ein Vertragsstaat, der einen solchen Vorbehalt anbringt, wird dem Generalsekre­tär der Vereinten Nationen im Zeitpunkt der Ratifikation oder des Beitritts die in Kriegszeiten anzuwendenden einschlägigen Bestimmungen seiner innerstaatlichen Rechtsvorschriften mitteilen.
3.  Ein Vertragsstaat, der einen solchen Vorbehalt angebracht hat, wird dem Gene­ralsekretär der Vereinten Nationen Beginn und Ende eines für sein Hoheitsgebiet geltenden Kriegszustand notifizieren.
Art. 3
Die Vertragsstaaten dieses Protokolls nehmen in die Berichte, die sie nach Artikel 40 des Paktes dem Anschluss für Menschenrecht vorlegen, Angaben über die von ihnen zur Verwirklichung dieses Protokolls getroffenen Massnahmen auf.
Art. 4
Für die Vertragsstaaten des Paktes, die eine Erklärung nach Artikel 41 abgegeben haben, erstreckt sich die Zuständigkeit des Ausschusses für Menschenrechte zur Entgegennahme und Prüfung von Mitteilungen, in denen ein Vertragsstaat geltend macht, ein anderer Vertragsstaat komme seinen Verpflichtungen nicht nach, auf dieses Protokoll, sofern nicht der betreffende Vertragsstaat im Zeitpunkt der Ratifi­kation oder des Beitritts eine gegenteilige Erklärung abgegeben hat.
Art. 5
Für die Vertragsstaaten des am 16. Dezember 1966 angenommenen (Ersten) Fakul­tativprotokolls zu dem Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte erstreckt sich die Zuständigkeit des Ausschusses für Menschenrechte zur Entgegen­nahme und Prüfung von Mitteilungen ihrer Hoheitsgewalt unterstehender Personen auf dieses Protokoll, sofern nicht der betreffende Vertragsstaat im Zeitpunkt der Ratifikation oder des Beitritts eine gegenteilige Erklärung abgegeben hat.
Art. 6
1.  Die Bestimmungen dieses Protokolls werden als Zusatzbestimmungen zu dem Pakt angewendet.
2.  Unbeschadet der Möglichkeit eines Vorbehalts nach Artikel 2 dieses Protokolls darf das in Artikel 1 Absatz 1 des Protokolls gewährleistete Recht nicht nach Arti­kel 4 des Paktes ausser Kraft gesetzt werden.
Art. 7
1.  Dieses Protokoll liegt für jeden Staat, der den Pakt unterzeichnet hat, zur Unter­zeichnung auf.
2.  Dieses Protokoll bedarf der Ratifikation, die von allen Staaten vorgenommen werden kann, die den Pakt ratifiziert haben oder ihm beigetreten sind. Die Ratifika­tionsurkunden werden beim Generalsekretär der Vereinigten Nationen hinterlegt.
3.  Dieses Protokoll steht jedem Staat, der den Pakt ratifiziert hat oder ihm beigetre­ten ist, zum Beitritt offen.
4.  Der Beitritt erfolgt durch Hinterlegung einer Beitrittsurkunde beim Generalsek­retär der Vereinten Nationen.
5.  Der Generalsekretär der Vereinten Nationen unterrichtet alle Staaten, die dieses Protokoll unterzeichnet haben oder ihm beigetreten sind, von der Hinterlegung jeder Ratifikations- oder Beitrittsurkunde.
Art. 8
1.  Dieses Protokoll tritt drei Monate nach Hinterlegung der zehnten Ratifikations- oder Beitrittsurkunde beim Generalsekretär der Vereinten Nationen in Kraft.
2.  Für jeden Staat, der nach Hinterlegung der zehnten Ratifikations- oder Beitritts­urkunde dieses Protokoll ratifiziert oder ihm beitritt, tritt es drei Monate nach Hin­terlegung seiner eigenen Ratifikations- oder Beitrittsurkunde in Kraft.
Art. 9
Die Bestimmungen dieses Protokolls gelten ohne Einschränkung oder Ausnahme für alle Teile eines Bundesstaates.
Art. 10
Der Generalsekretär der Vereinten Nationen unterrichtet alle in Artikel 48 Absatz 1 des Paktes bezeichneten Staaten:
a) von Vorbehalten, Mitteilungen und Notifikationen nach Artikel 2 dieses Proto­kolls;
b) von Erklärungen nach Artikel 4 oder 5 dieses Protokolls;
c) von Unterzeichnungen, Ratifikationen und Beitritten nach Artikel 7 dieses Protokolls;
d) vom Zeitpunkt des Inkrafttretens dieses Protokolls nach seinem Artikel 8.
Art. 11
1.  Dieses Protokoll, dessen arabischer, chinesischer, englischer, französischer, russischer und spanischer Wortlaut gleichermassen verbindlich ist, wird im Archiv der Vereinten Nationen hinterlegt.
2.  Der Generalsekretär der Vereinten Nationen übernimmt allen in Artikel 48 des Paktes bezeichneten Staaten beglaubigte Abschriften dieses Protokolls.

Unterschriften

(Es folgen die Unterschriften)

Geltungsbereich am 29. Januar 2020 ³

³ AS 1994 2202 , 2006 1649 , 2007 4667 , 2008 4195 , 2009 1289 , 2012 3597 , 2014 1363 , 2015 1221 , 2017 109 , 2020 433 . Eine aktualisierte Fassung des Geltungsbereiches findet sich auf der Internetseite des EDA (www.eda.admin.ch/vertraege).

Vertragsstaaten

Ratifikation

Beitritt (B)

Nachfolge­erklärung (N)

Inkrafttreten

Albanien

17. Oktober

2007 B

17. Januar

2008

Andorra

22. September

2006

22. Dezember

2006

Angola

  2. Oktober

2019

  2. Januar

2020

Argentinien

  2. September

2008

  2. Dezember

2008

Aserbaidschan*

22. Januar

1999 B

22. April

1999

Australien

  2. Oktober

1990 B

11. Juli

1991

Belgien

  8. Dezember

1998

  8. März

1999

Benin

  5. Juli

2012 B

  5. Oktober

2012

Bolivien

12. Juli

2013 B

12. Oktober

2013

Bosnien und Herzegowina

16. März

2001

16. Juni

2001

Brasilien*

25. September

2009 B

25. Dezember

2009

Bulgarien

10. August

1999

10. November

1999

Chile*

26. September

2008

26. Dezember

2008

Costa Rica

  5. Juni

1998

  5. September

1998

Dänemark

24. Februar

1994

24. Mai

1994

Deutschland**

18. August

1992

18. November

1992

Dominikanische Republik

21. September

2016 B

21. Dezember

2016

Dschibuti

  5. November

2002 B

  5. Februar

2003

Ecuador

23. Februar

1993 B

23. Mai

1993

El Salvador*

  8. April

2014 B

  8. Juli

2014

Estland

30. Januar

2004 B

30. April

2004

Finnland**

  4. April

1991

11. Juli

1991

Frankreich**

  2. Oktober

2007 B

  2. Januar

2008

Gabun

  2. April

2014 B

  2. Juli

2014

Gambia

28. September

2018

28. Dezember

2018

Georgien

22. März

1999 B

22. Juni

1999

Griechenland*

  5. Mai

1997 B

  5. August

1997

Guinea-Bissau*

24. September

2013

24. Dezember

2013

Honduras

  1. April

2008

  1. Juli

2008

Irland**

18. Juni

1993 B

18. September

1993

Island

  2. April

1991

11. Juli

1991

Italien**

14. Februar

1995

14. Mai

1995

Kanada

25. November

2005 B

25. Februar

2006

Kap Verde

19. Mai

2000 B

19. August

2000

Kirgisistan

  6. Dezember

2010 B

  6. März

2011

Kolumbien

  5. August

1997 B

  5. November

1997

Kroatien

12. Oktober

1995 B

12. Januar

1996

Lettland

19. April

2013 B

19. Juli

2013

Liberia

16. September

2005 B

16. Dezember

2005

Liechtenstein

10. Dezember

1998 B

10. März

1999

Litauen

27. März

2002

27. Juni

2002

Luxemburg

12. Februar

1992

12. Mai

1992

Madagaskar

21. September

2017

21. Dezember

2017

Malta

29. Dezember

1994 B

29. März

1995

Mexiko

26. September

2007 B

26. Dezember

2007

Moldau*

20. September

2006 B

20. Dezember

2006

Monaco

28. März

2000 B

28. Juni

2000

Mongolei

13. März

2012 B

13. Juni

2012

Montenegro

23. Oktober

2006 N

  3. Juni

2006

Mosambik

21. Juli

1993 B

21. Oktober

1993

Namibia

28. November

1994 B

28. Februar

1995

Nepal

  4. März

1998 B

  4. Juni

1998

Neuseeland

22. Februar

1990

11. Juli

1991

Nicaragua

25. Februar

2009

25. Mai

2009

Niederlande**a

26. März

1991

11. Juli

1991

    Aruba

26. März

1991

11. Juli

1991

    Curaçao

26. März

1991

11. Juli

1991

    Karibische Gebiete (Bonaire,
    Sint Eustatius und Saba)

26. März

1991

11. Juli

1991

    Sint Maarten

26. März

1991

11. Juli

1991

Nordmazedonien

26. Januar

1995 B

26. April

1995

Norwegen**

  5. September

1991

  5. Dezember

1991

Österreich**

  2. März

1993

  2. Juni

1993

Palästina

18. März

2019 B

18. Juni

2019

Panama

21. Januar

1993 B

21. April

1993

Paraguay

18. August

2003 B

18. November

2003

Philippinen

20. November

2007

20. Februar

2008

Polen**

25. April

2014

25. Juli

2014

Portugal**

17. Oktober

1990

11. Juli

1991

Ruanda

15. Dezember

2008 B

15. März

2009

Rumänien

27. Februar

1991

11. Juli

1991

San Marino

17. August

2004

17. November

2004

São Tomé und Príncipe

10. Januar

2017

10. April

2017

Schweden**

11. Mai

1990

11. Juli

1991

Schweiz**

16. Juni

1994 B

16. September

1994

Serbien

  6. September

2001 B

  6. Dezember

2001

Seychellen

15. Dezember

1994 B

15. März

1995

Slowakei

22. Juni

1999

22. September

1999

Slowenien

10. März

1994

10. Juni

1994

Spanien**

11. April

1991

11. Juli

1991

Südafrika

28. August

2002 B

28. November

2002

Timor-Leste

18. September

2003 B

18. Dezember

2003

Togo**

14. September

2016 B

14. Dezember

2016

Tschechische Republik

15. Juni

2004 B

15. September

2004

Türkei

  2. März

2006

  2. Juni

2006

Turkmenistan

11. Januar

2000 B

11. April

2000

Ukraine

25. Juli

2007 B

25. Oktober

2007

Ungarn

24. Februar

1994 B

24. Mai

1994

Uruguay

21. Januar

1993

21. April

1993

Usbekistan

23. Dezember

2008 B

23. März

2009

Venezuela

22. Februar

1993

22. Mai

1993

Vereinigtes Königreich

10. Dezember

1999

10. März

2000

    Guernsey

10. Dezember

1999

10. März

2000

    Insel Man

10. Dezember

1999

10. März

2000

    Jersey

10. Dezember

1999

10. März

2000

Zypern

10. September

1999 B

10. Dezember

1999

* Vorbehalte und Erklärungen.
** Einwendungen.
Die Vorbehalte, Erklärungen und Einwendungen werden in der AS nicht veröffentlicht.
Die französischen und englischen Texte können auf der Internetseite der Vereinten Nationen: http://treaties.un.org/ > Enregistrement et Publication > Recueil des Traités des Nations Unies eingesehen oder bei der Direktion für Völkerrecht, Sektion Staatsverträge, 3003 Bern bezogen werden.
a
Für das Königreich in Europa.
Markierungen
Leseansicht