Protokoll Nr. 6 zur Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten üb... (0.101.06)
CH - Schweizer Bundesrecht

Protokoll Nr. 6 zur Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten über die Abschaffung der Todesstrafe

Abgeschlossen in Strassburg am 28. April 1983 Von der Bundesversammlung genehmigt am 20. März 1987² Schweizerische Ratifikationsurkunde hinterlegt am 13. Oktober 1987 In Kraft getreten für die Schweiz am 1. November 1987 Geändert durch das Protokoll Nr. 11 vom 11. Mai 1994³ (Stand am 29. Juni 2020) ¹  AS  1987  1807 ; BBl  1986  II 589 ² AS  1987  1806 ³ Siehe SR  0.101.09 Art. 2 Ziff. 6
Die Mitgliedstaaten des Europarats, die dieses Protokoll zu der am 4. November 1950 ⁴ in Rom unterzeichneten Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten (im folgen­den als «Konvention» bezeichnet) unterzeichnen –
in der Erwägung, dass die in verschiedenen Mitgliedstaaten des Europarats eingetre­tene Entwicklung eine allgemeine Tendenz zugunsten der Abschaffung der Todes­strafe zum Ausdruck bringt –
haben folgendes vereinbart:
⁴ SR  0.101
Art. 1 Abschaffung der Todesstrafe
Die Todesstrafe ist abgeschafft. Niemand darf zu dieser Strafe verurteilt oder hinge­richtet werden.
Art. 2 Todesstrafe in Kriegszeiten
Ein Staat kann in seinem Recht die Todesstrafe für Taten vorsehen, die in Kriegs­zeiten oder bei unmittelbarer Kriegsgefahr begangen werden; diese Strafe darf nur in den Fällen, die im Recht vorgesehen sind, und in Übereinstimmung mit dessen Bestimmungen angewendet werden. Der Staat übermittelt dem Generalsekretär des Europarats die einschlägigen Rechtsvorschriften.
Art. 3 Verbot des Abweichens
Von diesem Protokoll darf nicht nach Artikel 15 der Konvention abgewichen werden.
Art. 4 Verbot von Vorbehalten
Vorbehalte nach Artikel 57 der Konvention zu Bestimmungen dieses Protokolls sind nicht zulässig.
Art. 5 Räumlicher Geltungsbereich
(1)  Jeder Staat kann bei der Unterzeichnung oder bei der Hinterlegung seiner Ratifikations-, Annahme- oder Genehmigungsurkunde einzelne oder mehrere Hoheitsgebiete bezeichnen, auf die dieses Protokoll Anwendung findet.
(2)  Jeder Staat kann jederzeit danach durch eine an den Generalsekretär des Europa­rats gerich­tete Erklärung die Anwendung dieses Protokolls auf jedes weitere in der Erklärung bezeichnete Hoheitsgebiet erstrecken. Das Protokoll tritt für dieses Hoheitsgebiet am ersten Tag des Monats in Kraft, der auf den Eingang der Erklärung beim Generalsekretär folgt.
(3)  Jede nach den Absätzen 1 und 2 abgegebene Erklärung kann in Bezug auf jedes darin bezeichnete Hoheitsgebiet durch eine an den Generalsekretär gerichtete Noti­fikation zurückgenommen werden. Die Rücknahme wird am ersten Tag des Monats wirksam, der auf den Eingang der Notifikation beim Generalsekretär folgt.
Art. 6 Verhältnis zur Konvention
Die Vertragsstaaten betrachten die Artikel 1 bis 5 dieses Protokolls als Zusatzartikel zur Konvention; alle Bestimmungen der Konvention sind dementsprechend anzu­wenden.
Art. 7 Unterzeichnung und Ratifikation
Dieses Protokoll liegt für die Mitgliedstaaten des Europarats, welche die Konvention unterzeichnet haben, zur Unterzeichnung auf. Es bedarf der Ratifikation, Annahme oder Genehmigung. Ein Mitgliedstaat des Europarats kann dieses Protokoll nur rati­fizieren, annehmen oder genehmigen, wenn er die Konvention gleichzeitig ratifiziert oder sie früher ratifiziert hat. Die Ratifikations-, Annahme- oder Genehmigungsur­kunden werden beim Generalsekretär des Europarats hinterlegt.
Art. 8 Inkrafttreten
(1)  Dieses Protokoll tritt am ersten Tag des Monats in Kraft, der auf den Tag folgt, an dem fünf Mitgliedstaaten des Europarats nach Artikel 7 ihre Zustimmung ausgedrückt haben, durch das Protokoll gebunden zu sein.
(2)  Für jeden Mitgliedstaat, der später seine Zustimmung ausdrückt, durch das Protokoll gebunden zu sein, tritt es am ersten Tag des Monats in Kraft, der auf die Hinterlegung der Ratifikations-, Annahme- oder Genehmigungsurkunde folgt.
Art. 9 Aufgaben des Verwahrers
Der Generalsekretär des Europarats notifiziert den Mitgliedstaaten des Rates
a) jede Unterzeichnung:
b) jede Hinterlegung einer Ratifikations-, Annahme- oder Genehmigungs­urkunde;
c) jeden Zeitpunkt des Inkrafttretens dieses Protokolls nach den Artikeln 5 und 8;
d) jede andere Handlung, Notifikation oder Mitteilung im Zusammenhang mit diesem Protokoll.

Unterschriften

Zu Urkund dessen haben die hierzu gehörig befugten Unterzeichneten dieses Proto­koll unterschrieben.
Geschehen zu Strassburg am 28. April 1983 in englischer und französischer Sprache, wobei jeder Wortlaut gleichermassen verbindlich ist, in einer Urschrift, die im Archiv des Europarats hinterlegt wird. Der Generalsekretär des Europarats übermittelt allen Mitgliedstaaten des Europarats beglaubigte Abschriften.
(Es folgen die Unterschriften)

Geltungsbereich am 29. Juni 2020 ⁵

⁵ AS 1987 1807 , 1990 228 , 1991 792 , 1993 2989 , 2002 , 683 2006 , 589 , 2008 643 , 2016 2735 , 2020 3315 . Eine aktualisierte Fassung des Geltungsbereiches findet sich auf der Internetseite des EDA (www.eda.admin.ch/vertraege).

Vertragsstaaten

Ratifikation

Nachfolgeerklärung (N)

Inkrafttreten

Albanien

21. September

2000

  1. Oktober

2000

Andorra

22. Januar

1996

  1. Februar

1996

Armenien

29. September

2003

  1. Oktober

2003

Aserbaidschan*

15. April

2002

  1. Mai

2002

Belgien

10. Dezember

1998

  1. Januar

1999

Bosnien und Herzegowina

12. Juli

2002

  1. August

2002

Bulgarien

29. September

1999

  1. Oktober

1999

Dänemark

  1. Dezember

1983

  1. März

1985

Deutschland*

  5. Juli

1989

  1. August

1989

Estland

17. April

1998

  1. Mai

1998

Finnland

10. Mai

1990

  1. Juni

1990

Frankreich

17. Februar

1986

  1. März

1986

Georgien

13. April

2000

  1. Mai

2000

Griechenland

  8. September

1998

  1. Oktober

1998

Irland

24. Juni

1994

  1. Juli

1994

Island

22. Mai

1987

  1. Juni

1987

Italien

29. Dezember

1988

  1. Januar

1989

Kroatien

  5. November

1997

  1. Dezember

1997

Lettland

  7. Mai

1999

  1. Juni

1999

Liechtenstein

15. November

1990

  1. Dezember

1990

Litauen

  8. Juli

1999

  1. August

1999

Luxemburg

19. Februar

1985

  1. März

1985

Malta

26. März

1991

  1. April

1991

Moldau

12. September

1997

  1. Oktober

1997

Monaco

30. November

2005

  1. Dezember

2005

Montenegro

  6. Juni

2006 N

  6. Juni

2006

Niederlande*

25. April

1986

  1. Mai

1986

Aruba

25. April

1986

  1. Mai

1986

Curaçao

25. April

1986

  1. Mai

1986

Karibische Gebiete (Bonaire,
Sint Eustatius und Saba)

25. April

1986

  1. Mai

1986

Sint Maarten

25. April

1986

  1. Mai

1986

Nordmazedonien

10. April

1997

  1. Mai

1997

Norwegen

25. Oktober

1988

  1. November

1988

Österreich

  5. Januar

1984

  1. März

1985

Polen

30. Oktober

2000

  1. November

2000

Portugal

  2. Oktober

1986

  1. November

1986

Rumänien

20. Juni

1994

  1. Juli

1994

San Marino

22. März

1989

  1. April

1989

Schweden

  9. Februar

1984

  1. März

1985

Schweiz

13. Oktober

1987

  1. November

1987

Serbien

  3. März

2004

  1. April

2004

Slowakei

18. März

1992

  1. Januar

1993

Slowenien

28. Juni

1994

  1. Juli

1994

Spanien

14. Januar

1985

  1. März

1985

Tschechische Republik

18. März

1992

  1. Januar

1993

Türkei

12. November

2003

  1. Dezember

2003

Ukraine*

  4. April

2000

  1. Mai

2000

Ungarn

  5. November

1992

  1. Dezember

1992

Vereinigtes Königreich

20. Mai

1999

  1. Juni

1999

Guernsey

20. Mai

1999

  1. Juni

1999

Insel Man

20. Mai

1999

  1. Juni

1999

Jersey

20. Mai

1999

  1. Juni

1999

Zypern

19. Januar

2000

19. Februar

2000

* Vorbehalte und Erklärungen.
Die Vorbehalte und Erklärungen werden in der AS nicht veröffentlicht. Die französischen und englischen Texte können auf der Internetseite des Europarates: www.coe.int > Deutsch > Mehr > Vertragsbüro > Gesamtverzeichnis eingesehen oder bei der Direktion für Völkerrecht, Sektion Staatsverträge, 3003 Bern, bezogen werden.
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