Internationales Übereinkommen zur einheitlichen Feststellung einzelner Regeln ü... (0.747.313.34)
CH - Schweizer Bundesrecht

Internationales Übereinkommen zur einheitlichen Feststellung einzelner Regeln über die strafrechtliche Zuständigkeit bei Schiffszusammenstössen und anderen Ereignissen der Seeschifffahrt

Abgeschlossen in Brüssel am 10. Mai 1952 Von der Bundesversammlung genehmigt am 17. März 1954² Schweizerische Beitrittsurkunde hinterlegt am 28. Mai 1954 In Kraft getreten für die Schweiz am 20. November 1955 (Stand am 12. August 2010) ¹ AS 1956 716 ; BBl 1953 III 749 Der französische Originaltext findet sich unter der gleichen Nummer in der entspre­chen­den Ausgabe dieser Sammlung. ² Zitt. 6 des BB vom 17. März 1954 ( AS 1954 749 )
Die Hohen vertragschliessenden Parteien
haben in Erkenntnis der Notwendigkeit einheitlicher Regeln über die strafrechtliche Zuständigkeit im Falle eines Schiffszusammenstosses oder anderer Ereignisse der Seeschifffahrt beschlossen, ein Übereinkommen abzuschliessen und zu diesem Zwecke vereinbart:
Art. 1
Im Falle eines Schiffszusammenstosses oder eines sonstigen Ereignisses der Seeschifffahrt mit der Folge strafrechtlicher oder disziplinarischer Verantwortlichkeit des Kapitäns oder jeder andern Person im Dienste des Seeschiffes kann eine strafrecht­liche oder disziplinarische Verfolgung ausschliesslich von den gerichtlichen oder administrativen Behörden desjenigen Staates angehoben werden, dessen Flagge das Seeschiff im Zeitpunkt des Schiffszusammenstosses oder des sonstigen Ereignisses führte.
Art. 2
In den Fällen gemäss Artikel 1 hievor kann eine Beschlagnahme oder Zurückhaltung des Seeschiffes, auch für Untersuchungshandlungen, nur von den Behörden desjenigen Staates angeordnet werden, dessen Flagge das Seeschiff führte.
Art. 3
Keine Bestimmung dieses Übereinkommens steht dem Recht eines Staates entgegen, im Falle eines Schiffszusammenstosses oder sonstigen Ereignisses der Seeschifffahrt seinen eigenen Behörden die Befugnis zu verleihen, alle Massnahmen bezüglich der von ihm ausgestellten Befähigungsausweise und Bewilligungen zu ergreifen, oder seine eigenen Staatsangehörigen für Verfehlungen, die sie an Bord eines Schiffes begangen haben, das die Flagge eines anderen Staates führte, zur Rechenschaft zu ziehen.
Art. 4
Dieses Übereinkommen findet keine Anwendung auf Schiffszusammenstösse oder sonstige Ereignisse der Seeschifffahrt, die sich in Häfen oder auf der Reede oder innerhalb der Binnengewässer ereignet haben.
Des weiteren können sich die Hohen vertragschliessenden Parteien gleichzeitig mit der Unterzeichnung, der Hinterlegung der Ratifikationsurkunde oder der Beitritts­erklärung zu diesem Übereinkommen das Recht vorbehalten, strafbare Handlungen und Verfehlungen innerhalb ihrer eigenen Territorialgewässer zu verfolgen.
Art. 5
Die Hohen vertragschliessenden Parteien unterwerfen sich für alle Streitigkeiten zwischen zwei Staaten bezüglich der Auslegung oder Anwendung dieses Übereinkommens einem Schiedsgericht, vorbehältlich ihrer Verpflichtungen, allfällige Streitigkeiten dem Internationalen Gerichtshofe zu unterbreiten.
Art. 6
Dieses Übereinkommen steht allen Staaten, welche an der neunten Diplomatischen Seerechtskonferenz vertreten waren, zur Unterzeichnung offen. Das Unterzeichnungsprotokoll wird vom Belgischen Aussenministerium erstellt.
Art. 7
Dieses Übereinkommen ist zu ratifizieren und die Ratifikationsurkunden sind beim belgischen Aussenministerium zu hinterlegen, das den übrigen Staaten, welche das Übereinkommen ratifiziert haben oder ihm beigetreten sind, Anzeige erstattet.
Art. 8
a.  Dieses Übereinkommen tritt zwischen den ersten beiden Staaten, welche es ratifiziert haben, nach Ablauf von sechs Monaten seit der Hinterlegung der zweiten Ratifikationsurkunde in Kraft.
b.  Für alle weiteren Staaten, welche das Übereinkommen alsdann ratifizieren, tritt es nach sechs Monaten seit der Hinterlegung der Ratifikationsurkunde in Kraft.
Art. 9
Jeder Staat, der an der neunten Diplomatischen Seerechtskonferenz nicht vertreten war, kann diesem Übereinkommen beitreten. Die Beitrittsurkunden sind dem belgischen Aussenministerium zu übersenden, das hiervon auf diplomatischem Wege denjenigen Staaten, welche das Übereinkommen unterzeichnet haben oder ihm beigetreten sind, Kenntnis geben wird.
Das Übereinkommen tritt für den neu beitretenden Staat sechs Monate nach Eingang der Beitrittserklärung beim belgischen Aussenministerium in Kraft, in keinem Falle aber vor dem Tag des Inkrafttretens gemäss Artikel 8 Buchstabe a.
Art. 10
Jede der Hohen vertragschliessenden Parteien ist befugt, drei Jahre nach dem für sie erfolgten Inkrafttreten des Übereinkommens, den Zusammentritt einer neuen Konferenz zu veranlassen, um allfällige Änderungen herbeizuführen.
Will ein Staat von dieser Befugnis Gebrauch machen, so hat er seine Absicht der belgischen Regierung bekanntzugeben, welche es übernehmen wird, eine neue Konferenz innert sechs Monaten einzuberufen.
Art. 11
Jede der Hohen vertragschliessenden Parteien kann das Übereinkommen jederzeit seit dem für sie erfolgten Inkrafttreten kündigen, jedoch wird die Kündigung erst nach Ablauf eines Jahres, seit Eingang der Kündigungserklärung bei der belgischen Regierung, wirksam. Die belgische Regierung wird die übrigen Vertragsstaaten auf dem diplomatischen Wege benachrichtigen.
Art. 12
a.  Jede der Hohen vertragschliessenden Parteien kann im Zeitpunkt der Ratifikation oder ihres Beitritts sowie in jedem späteren Zeitpunkt, der belgischen Regierung schriftlich die Erklärung abgeben, dass dieses Übereinkommen auch für Territorien oder Teile hiervon, welche unter ihrer Staatshoheit stehen, Geltung haben soll.
Das Übereinkommen tritt für diese Territorien nach sechs Monaten seit Eingang dieser schriftlichen Erklärung beim belgischen Aussenministerium in Kraft, in keinem Falle aber vor dem Inkrafttreten dieses Übereinkommens für den Vertragsstaat selber.
b.  Jede der Hohen vertragschliessenden Parteien, welche eine schriftliche Erklärung gemäss Buchstabe a dieses Artikels unterzeichnet hat, kann jederzeit dem belgischen Aussenministerium mitteilen, dass das Übereinkommen für das betreffende Territorium keine Anwendung mehr findet. Diese Kündigung wird nach Ablauf der in Artikel 11 vorgesehenen Frist von einem Jahr wirksam.
c.  Das belgische Aussenministerium gibt allen Staaten, welche das Übereinkommen unterzeichnet haben oder ihm beigetreten sind, von den nach Massgabe dieses Artikels eingegangenen Erklärungen auf diplomatischem Wege Kenntnis.
Ausgefertigt in Brüssel, am 10. Mai 1952, in französischer und englischer Sprache; der französische und der englische Wortlaut dieses Übereinkommens sind in gleicher Weise massgebend.

Unterschriften

(Es folgen die Unterschriften)

Geltungsbereich am 12. August 2010 ³

³ AS 1973 565, 1982 1942 , 1989 434 , 1990 1702 , 2005 3903 und 2010 3793 . Eine aktualisierte Fassung des Geltungsbereiches findet sich auf der Internetseite des EDA (http://www.eda.admin.ch/vertraege).

Vertragsstaaten

Ratifikation
Beitritt (B)
Nachfolgeerklärung (N)

Inkrafttreten

Ägypten*

24. August

1955

24. Februar

1956

Argentinien*

19. April

1961 B

19. Oktober

1961

Belgien*

10. April

1961

10. Oktober

1961

China

Hongkong a

10. Juni

1997

  1. Juli

1997

Macau* b

  6. Dezember

1999

20. Dezember

1999

Costa Rica*

13. Juli

1955 B

13. Januar

1956

Deutschland*

  6. Oktober

1972

  6. April

1973

Fidschi*

22. August

1972 N

10. Oktober

1970

Frankreich*

20. Mai

1955

20. November

1955

Überseegebiete

23. April

1958 B

23. Oktober

1958

Griechenland

15. März

1965

15. September

1965

Haiti

17. September

1954 B

20. November

1955

Heiliger Stuhl

10. August

1956

10. Februar

1957

Italien*

  9. November

1979

  9. Mai

1980

Kambodscha*

12. November

1956 B

12. Mai

1957

Kamerun

23. April

1958 B

23. Oktober

1958

Kongo (Kinshasa)

17. Juli

1967 B

17. Januar

1968

Kroatien

30. Juli

1992 N

  8. Oktober

1991

Libanon

19. Juli

1975

19. Januar

1976

Luxemburg

18. Februar

1991 B

18. August

1991

Madagaskar

13. Juli

1965 N

26. Juni

1960

Marokko

11. Juli

1990 B

11. Januar

1991

Myanmar

  8. Juli

1953 B

20. November

1955

Niederlande*

25. Juni

1971

25. Dezember

1971

Aruba

23. Dezember

1985

  1. Januar

1986

Niederländische Antillen

25. Juni

1971

25. Dezember

1971

Nigeria*

  7. November

1963 B

  7. Mai

1964

Paraguay

22. November

1967 B

22. Mai

1968

Portugal*

  4. Mai

1957

  4. November

1957

Rumänien

28. November

1995 B

28. Mai

1996

Salomoninseln*

17. September

1981 N

  7. Juli

1978

Schweiz

28. Mai

1954 B

20. November

1955

Serbien*

21. April

1956

21. Oktober

1956

Slowenien

13. Oktober

1993 N

25. Juni

1991

Spanien*

  8. Dezember

1953

20. November

1955

St. Lucia

21. März

1990 N

22. Februar

1979

St. Vincent und die Grenadinen*

29. Oktober

2001 N

28. Oktober

1979

Suriname

25. Juni

1971

25. Dezember

1971

Syrien

10. Juli

1972 B

10. Januar

1973

Togo

23. April

1958 B

23. Oktober

1958

Tonga*

13. Juni

1978 B

13. Dezember

1978

Vereinigtes Königreich*

18. März

1959

18. September

1959

Anguilla*

12. Mai

1965 B

12. November

1965

Bermudas*

30. Mai

1963 B

30. November

1963

Britische Jungferninseln*

29. Mai

1963 B

29. November

1963

Falkland-Inseln und abhängige

Gebiete (Südgeorgien und

Südliche Sandwich-Inseln)*

17. Oktober

1969 B

17. April

1970

Gibraltar*

29. März

1963 B

29. September

1963

Guernsey*

  8. Dezember

1966 B

  8. Juni

1967

Insel Man*

14. April

1993

14. Oktober

1993

Kaimaninseln*

12. Mai

1965 B

12. November

1965

Montserrat*

12. Mai

1965 B

12. November

1965

St. Helena*

12. Mai

1965 B

12. November

1965

Turks- und Caicosinseln*

21. September

1965 B

21. März

1966

Vietnam*

26. November

1955 B

26. Mai

1956

Zypern

17. März

1994

17. September

1994

*

Vorbehalte und Erklärungen.
Die Vorbehalte und Erklärungen werden in der AS nicht veröffentlicht. Die französischen und englischen Texte können auf der Internet-Seite der Belgischen Regierung: http://www.diplobel.fgov.be/fr/treaties/ eingesehen oder bei der Direktion für
Völkerrecht, Sektion Staatsverträge, 3003 Bern, bezogen werden.

a

Vom 29. Sept. 1963 bis zum 30. Juni 1997 war das Übereink. auf Grund einer
Ausdehnungserklärung des Vereinigten Königreichs in Hongkong anwendbar. Seit dem
1. Juli 1997 bildet Hongkong eine Besondere Verwaltungsregion (SAR) der
Volksrepublik China. Auf Grund der chinesischen Erklärung vom 10. Juni 1997 ist das
Übereink. seit dem 1. Juli 1997 auch in der SAR Hongkong anwendbar.

b

Vom 23. Sept. 1999 bis zum 19. Dez. 1999 war das Übereink. auf Grund einer
Ausdehnungserklärung Portugals in Macau anwendbar. Seit dem 20. Dez. 1999 bildet Macau eine Besondere Verwaltungsregion (SAR) der Volks­republik China. Auf Grund der chinesischen Erklärung vom 6. Dez. 1999 ist das Übereink. seit dem 20. Dez. 1999 auch in der SAR Macau anwendbar.

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