Staatsvertrag über die abschließende Aufteilung des Finanzvermögens gemäß Artikel 22 des Einigungsvertrages zwischen dem Bund, den neuen Ländern und dem Land Berlin (Finanzvermögen-Staatsvertrag) Vom 6./14. Dezember 2012
Staatsvertrag über die abschließende Aufteilung des Finanzvermögens gemäß
Artikel 22 des Einigungsvertrages zwischen dem Bund, den neuen Ländern und dem Land Berlin
(Finanzvermögen-Staatsvertrag)
Vom 6./14. Dezember 2012
Zum 12.06.2023 aktuellste verfügbare Fassung der Gesamtausgabe
Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis
Titel | Gültig ab |
---|---|
Staatsvertrag über die abschließende Aufteilung des Finanzvermögens gemäß Artikel 22 des Einigungsvertrages zwischen dem Bund, den neuen Ländern und dem Land Berlin (Finanzvermögen-Staatsvertrag) vom 6./14. Dezember 2012 | 04.07.2013 |
Eingangsformel | 04.07.2013 |
Artikel 1 - Regelungsgegenstand | 04.07.2013 |
Artikel 2 - Vermögensaufteilung | 04.07.2013 |
Artikel 3 - Sanierungsaufwendungen der Wismut GmbH | 04.07.2013 |
Artikel 4 - Finanzierung der ehemaligen Staatlichen Versicherung der DDR in Abwicklung (SinA) | 04.07.2013 |
Artikel 5 - Entschädigungsfonds | 04.07.2013 |
Artikel 6 - Ansprüche nach § 8 Absatz 4 des Vermögenszuordnungsgesetzes | 04.07.2013 |
Artikel 7 - Nicht zugeordnetes Finanzvermögen | 04.07.2013 |
Artikel 8 | 04.07.2013 |
Artikel 9 - Ratifikation, Inkrafttreten | 04.07.2013 |
Die Bundesrepublik Deutschland
als Treuhandverwalterin des Finanzvermögens nach
Artikel 22 des Einigungsvertrages
,
vertreten durch das Bundesministerium der Finanzen,
vertreten durch den Bundesminister der Finanzen (im Folgenden Bund),
und die Länder
Berlin,
vertreten durch den Senator für Finanzen,
Brandenburg,
vertreten durch den Ministerpräsidenten,
Mecklenburg-Vorpommern,
vertreten durch den Ministerpräsidenten,
Sachsen,
vertreten durch den Ministerpräsidenten,
Sachsen-Anhalt,
vertreten durch den Ministerpräsidenten,
Thüringen,
vertreten durch die Ministerpräsidentin,
schließen nachfolgenden Staatsvertrag:
Präambel
Artikel 22 Absatz 1 des Einigungsvertrages
sieht die hälftige Aufteilung des vom Bund treuhänderisch verwalteten Finanzvermögens zwischen dem Bund und den in
Artikel 1 des Einigungsvertrages
genannten Ländern (im Folgenden Länder) vor. Zu einzelnen Vermögensmassen bestehen unterschiedliche Rechtsauffassungen zwischen dem Bund und den Ländern.
Bund und Länder bemühen sich seit über zehn Jahren ohne Ergebnis um eine Annäherung der divergierenden Standpunkte. Abhängig vom jeweiligen Rechtsstandpunkt steht einem Überschuss von etwa 3,5 Milliarden Euro (Position der Länder) ein Fehlbetrag von rund 4 Milliarden Euro (Position des Bundes) gegenüber. Eine Annäherung ist auch bei Fortführung der Verhandlungen nicht zu erwarten. Der Versuch einer Klärung auf dem Rechtswege wäre, sofern er überhaupt gegeben ist, mit einem außerordentlich hohen materiellen und zeitlichen Aufwand verbunden, der in keinem wirtschaftlichen Verhältnis zur Einziehung etwaiger gegenseitiger Ansprüche stünde; das Ergebnis wäre zudem völlig offen.
Artikel 1 Regelungsgegenstand
Im Zusammenhang mit dem Finanzvermögen gibt es eine Reihe zwischen dem Bund und den Ländern nicht abschließend geklärter Fragen, darunter:
•
die Zurechnung von Sanierungsaufwendungen der Wismut GmbH zum Finanzvermögen,
•
die Zurechnung der Verbindlichkeiten der Staatlichen Versicherung der DDR in Abwicklung zum Finanzvermögen,
•
die Art und der Umfang der Inanspruchnahme des Finanzvermögens für die Speisung des Entschädigungsfonds nach
§ 10 Absatz 1 Nummer 2 des Entschädigungsgesetzes
,
•
die Anrechnung des den Ländern unentgeltlich aufgelassenen Bodenreformlandes nach
Artikel 233 § 16 Absatz 1 Satz 3
in Verbindung mit
§ 12 Absatz 2 Nummer 2 Buchstabe c des Einführungsgesetzes
zum Bürgerlichen Gesetzbuche
,
•
die Erfassung, Abrechnung und Abführung der Veräußerungserlöse nach
§ 8 Absatz 4 des Vermögenszuordnungsgesetzes
,
•
die Berücksichtigung der den Belegenheitsgemeinden im Rahmen der Bürgermeistermodellverkäufe übertragenen volkseigenen, ehemals in Rechtsträgerschaft des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes stehenden Feriendienstliegenschaften (FEDI) sowie der an die Gemeinden im Rahmen der FEDI-Erlösauskehr geleisteten Zahlungen,
•
die Verwaltung und Verwertung des bislang nicht zur Zuordnung beantragten ehemals volkseigenen Vermögens, soweit es dem Finanzvermögen zuzurechnen ist.
Vor diesem Hintergrund und zur Vermeidung eines unverhältnismäßig hohen Aufwandes zur Klärung aller offenen Fragen haben Bund und Länder die folgende Einigung erzielt:
Artikel 2 Vermögensaufteilung
(1) Das Finanzvermögen ist mit Inkrafttreten dieses Staatsvertrages abschließend und vollständig aufgeteilt. Zwischen Bund und Ländern bestehen keine Ansprüche gemäß
Artikel 22 Absatz 1 Satz 3 und 5 des Einigungsvertrages
mehr. Das durch
Artikel 22 Absatz 1 Satz 1 des Einigungsvertrages
begründete Treuhandverhältnis des Bundes erlischt zu diesem Zeitpunkt. Soweit nachfolgend keine andere Regelung getroffen wird, stellen sämtliche Grundstücke, grundstücksgleichen Rechte und beschränkten dinglichen Rechte des Finanzvermögens unmittelbar Bundeseigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gemäß
§ 2 Absatz 2 des Gesetzes über die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben
dar; die sonstigen Vermögenswerte, Ansprüche und Verpflichtungen des Finanzvermögens werden unmittelbar Bundeseigentum. Satz 4 gilt auch dann, wenn eine bestandskräftige Entscheidung über die Zuordnung zum Finanzvermögen nach dem
Vermögenszuordnungsgesetz
erst nach diesem Zeitpunkt ergeht.
Artikel 6
dieses Staatsvertrages bleibt unberührt.
(2) Das nach
Artikel 233 § 12 Absatz 2 Nummer 2 Buchstabe c des Einführungsgesetzes
zum Bürgerlichen Gesetzbuche
dem Landesfiskus zufallende Bodenreformvermögen verbleibt endgültig und ohne Ausgleichsverpflichtung gegenüber dem Bund und dem Finanzvermögen im Landeseigentum. Alle Ansprüche des Bundes gemäß
Artikel 233 § 16 Absatz 1 Satz 3 des Einführungsgesetzes
zum Bürgerlichen Gesetzbuche
sind damit erfüllt.
(3) Die volkseigenen, ehemals in Rechtsträgerschaft des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes stehenden Feriendienstliegenschaften wurden ohne Ausgleichsverpflichtung gegenüber dem Bund und dem Finanzvermögen auf die Belegenheitsgemeinden übertragen; ebenso wurden die Zahlungen im Rahmen der sogenannten FEDI-Erlösauskehr ohne Ausgleichsverpflichtung geleistet. Soweit der Bund durch
Artikel 22 Absatz 1 Satz 4 des Einigungsvertrages
verpflichtet sein sollte, für eine Beteiligung der Gemeinden (Gemeindeverbände) an dem nach
Artikel 22 Absatz 1 Satz 3 des Einigungsvertrages
den Ländern zufallenden Teil des Finanzvermögens Sorge zu tragen, ist dies damit abschließend erfolgt.
Artikel 3 Sanierungsaufwendungen der Wismut GmbH
Die Verpflichtungen der Wismut GmbH, insbesondere die Sanierungsaufwendungen und die Kosten für die Langzeitaufgaben, werden auf der Grundlage der Freistellungserklärung des Bundes vom 31. März 1992 gegenüber der Wismut GmbH durch den Bundeshaushalt getragen. Davon nicht berührt sind die sogenannten Wismut-Altstandorte. Der Bund und der Freistaat Sachsen stellen zur Sanierung der sogenannten Wismut-Altstandorte gemeinsam einen Finanzrahmen bereit. Einzelheiten dazu werden in einem gesonderten Verwaltungsabkommen geregelt.
Artikel 4 Finanzierung der ehemaligen Staatlichen Versicherung der DDR in Abwicklung (SinA)
Bund und Länder sind sich einig, dass den Ländern gegenüber dem Bund aus dem Komplex SinA keine unmittelbaren oder mittelbaren Finanzierungsverpflichtungen obliegen.
Artikel 5 Entschädigungsfonds
Bund und Länder sind sich einig, dass den Ländern gegenüber dem Bund beziehungsweise dem Entschädigungsfonds aus den nach
§ 10 Absatz 1 Satz 1 Nummer 2 des Entschädigungsgesetzes
zu leistenden Abführungen des Finanzvermögens keine Finanzierungsverpflichtungen obliegen.
Artikel 6 Ansprüche nach § 8 Absatz 4 des Vermögenszuordnungsgesetzes
(1) Bund und Länder verzichten auf die Geltendmachung von Ansprüchen auf Erfassung, Abrechnung und Abführung der Veräußerungserlöse nach
§ 8 Absatz 4 des Vermögenszuordnungsgesetzes
, soweit nicht in den Absätzen 2 und 3 Abweichendes geregelt ist.
(2) Der Verzicht nach Absatz 1 umfasst Ansprüche auf Abführung der Veräußerungserlöse nach
§ 8 Absatz 4 des Vermögenszuordnungsgesetzes
jedoch nur, soweit die Verfügung gemäß
§ 8 Absatz 1 Satz 1 des
Vermögenszuordnungsgesetzes
vor dem 31. Dezember 2011 erfolgt ist.
(3) Der Verzicht nach Absatz 1 umfasst nicht Ansprüche auf Abführung der Veräußerungserlöse nach
§ 8 Absatz 4 des Vermögenszuordnungsgesetzes
,
a)
die vor dem in Absatz 2 genannten Zeitpunkt bereits erfüllt oder tituliert oder bei Gericht anhängig sind; im Fall von Musterprozessen gilt dies auch für alle Ansprüche, auf die nach dem erklärten Willen der Parteien der Ausgang des Musterprozesses Anwendung finden soll.
b)
für die vor dem in Absatz 2 bezeichneten Zeitpunkt bereits ein Vollstreckungsbescheid zugestellt worden ist oder wenn einem Gericht nach voran gegangenem Mahnverfahren bereits eine Anspruchsbegründung nach
§ 697 Absatz 1 der Zivilprozessordnung
zugegangen ist.
c)
die Gegenstand einer privatrechtlichen Vereinbarung (zum Beispiel: Vergleich, Baudirektions- und Wertausgleichsvereinbarung, Stundungs- und Ratenzahlungsvereinbarung) sind.
(4) Der Bund stellt sicher, dass sich auch die mit der Verwaltung des Finanzvermögens beauftragten Anstalten und Gesellschaften des Bundes sowie deren Tochtergesellschaften entsprechend dieser Vereinbarung verhalten. Die Länder stellen die Unterrichtung der Kommunen über die sie betreffenden Inhalte dieses Staatsvertrages sicher.
Artikel 7 Nicht zugeordnetes Finanzvermögen
Die Feststellung, was dem Finanzvermögen zugehört, erfolgt durch Zuordnungsverfahren nach dem
Vermögenszuordnungsgesetz
. Bund und Länder haben das gemeinsame Interesse, mehr als 20 Jahre nach der Wiedervereinigung gemeinsam mit den Kommunen zeitnah Klarheit auch über die noch nicht im Zuordnungsverfahren befindlichen Vermögenswerte zu erreichen. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben wird alle Grundstücke, grundstücksgleichen Rechte und beschränkten dinglichen Rechte des Finanzvermögens gemäß
Artikel 2 Absatz 1 Satz 4
dieses Staatsvertrages zur Vermögenszuordnung beantragen, soweit sie jeweils Kenntnis darüber erlangt hat. Die Kommunen können die in ihrem Gebiet gelegenen unbeantragten Grundstücke des Finanzvermögens ermitteln und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben mitteilen sowie die für die Vermögenszuordnungsentscheidung erforderlichen Tatsachen nachvollziehbar darlegen.
Artikel 8
(1) Die Regelungen des
Vermögensgesetzes
und des
Vermögenszuordnungsgesetzes
bleiben im Übrigen von diesem Staatsvertrag unberührt.
(2) Die 2002 zwischen dem Bund, dem Deutschen Städtetag, dem Deutschen Städte- und Gemeindebund und dem Deutschen Landkreistag abgeschlossene Rahmenvereinbarung über Ausgleichsleistungen für mitprivatisierte Kommunalobjekte sowie die dazu abgeschlossenen Ergänzungsvereinbarungen bleiben von diesem Staatsvertrag unberührt.
Artikel 9 Ratifikation, Inkrafttreten
Dieser Staatsvertrag bedarf der Ratifikation. Er tritt an dem Tag in Kraft, an dem alle Ratifikationsurkunden beim Bund hinterlegt wurden.
*
Für den Bund, der Bundesminister der Finanzen: | |
Berlin, den 14.12.2012 | gez. Schäuble |
Für das Land Berlin, der Senator für Finanzen: | |
Berlin, den 13.12.2012 | gez. Nußbaum |
Für das Land Brandenburg, der Ministerpräsident: | |
Berlin, den 06.12.2012 | gez. Platzeck |
Für das Land Mecklenburg-Vorpommern, der Ministerpräsident: | |
Berlin, den 06.12.2012 | gez. Sellering |
Für den Freistaat Sachsen, der Ministerpräsident: | |
Berlin, den 14.12.2012 | gez. Tillich |
Für das Land Sachsen-Anhalt, der Ministerpräsident: | |
Berlin, den 14.12.2012 | gez. Haseloff |
Für den Freistaat Thüringen, die Ministerpräsidentin: | |
Berlin, den 13.12.2012 | gez. Lieberknecht |
Fußnoten
*)
Bekanntmachung vom 13. August 2013
(GVBl. LSA S. 436)
: Der Staatsvertrag ist am 4. Juli 2013 in Kraft getreten.
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